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Teil 2

Die Pfarrgemeinde von 1902 bis 1945

Gottlieb Dietrich Höhn

Am 21. Oktober 1902 wurde der bisherige Leobener Vikar
Gottlieb Dietrich Höhn
(geb. 30. Oktober 1870, Studium in Wien 1894 beendet) zum ersten Pfarrer der evangelischen Pfarrgemeinde Leoben gewählt. In seiner Amtszeit begann der Aufbau der Gemeindestrukturen und die Bauplanung der Gustav-Adolf-Kirche in Leoben. Spannungen mit der Gemeinde führten schließlich dazu, dass Pfarrer Höhn am 28. März 1905 sein Amt freiwillig niederlegte.

Paul Spanuth

Als Nachfolger wurde
Paul Spanuth
(geb. 21. Oktober 1870, Studium in Göttingen bis 1896 und in Kiel bis 1898) am 18. Juni 1905 gewählt. Aufgrund von Vorbehalten gegenüber seiner Person, offiziell jedoch ohne Nennung jeglicher Gründe, wurde ihm die Bestätigung als Pfarrer von Leoben bis zum 4. Februar 1906 verweigert.

Bau Gustav-Adolf-Kirche

Die erste und zugleich wohl bedeutendste Aufgabe von Pfarrer Spanuth war der
Bau der Gustav-Adolf-Kirche
in Leoben. Das Bauvorhaben wurde durch die Hauptliebesgabe des Gustav-Adolf-Vereines von 25.825 Kronen wesentlich erleichtert (daher auch der Name „Gustav-Adolf-Kirche“). Am 22. Mai 1908 erfolgte der Spatenstich und am 12. Dezember 1909 die festliche Einweihung.

Beim Grundriß des Baues handelt es sich um die Form eines Kreuzes mit einem Quadrat in der Mitte, welches von vier Rechtecken umgeben ist. Am 7. Juli 1909 wurden die drei Glocken („Arbeit“, „Liebe“ und Frieden“) in den Turm aufgezogen. In den Glasfenstern im Erdgeschoß sind Martin Luther, Johannes Calvin, Gustav Adolf II. von Schweden, Joseph II., Paul Gerhardt und Johann Sebastian Bach zu sehen. Über dem Altar befindet sich ein Glasfenster mit dem segnenden Christus. Die dreifach geteilten großen Fenster auf den Emporen erhellen zusätzlich den Kirchenraum. Zur Zeit der Einweihung der Kirche bestand nur die stimmungsvolle Gruppe „Christus und die Kinder“ im Süden. Die Fenster im Norden und Westen wurden in den Jahren 1959 und 1960 ergänzt. Die Motive dieser Fenster sind einerseits die „Apostel“, andererseits „Passion und Auferstehung“. Ursprünglich waren für diese Fenster die Motive „Christus ein Brautpaar segnend“ und „Christus am Krankenbette von Alten und Müden“ vorgesehen. Die Baukosten betrugen insgesamt 238.412 Kronen, wovon die Gemeinde in den folgenden 30 Jahren noch die Schuld von 137.000 Kronen zu tilgen hatte.

Auf den Senioratsversammlungen von 1910 und 1913 wurde der Pfarrgemeinde Leoben ein ruhiger Fortgang der Festigung bescheinigt.

Für die Jahre von 1914 bis 1918, die Dauer des Ersten Weltkrieges, war weiterhin ein reges Gemeindeleben festzustellen. Da die beiden Vikare zum Militär eingezogen worden waren, musste Pfarrer Spanuth auch die Pfarren von Bruck an der Mur und Mürzzuschlag betreuen. Die Predigtstationen Knittelfeld und Judenburg wurden am 11. Februar 1915 bzw. am 13. Februar 1918 selbst ständige Pfarrgemeinden. Im Archiv der Evangelischen Pfarrgemeinde Leoben finden sich zahlreiche Programme von Festkonzerten, die in dieser Zeit in der Gustav-Adolf-Kirche stattgefunden haben.

Mit dem Jahr 1938 wurde dem geordneten religiösen Leben die generelle Basis entzogen. Per Gesetz wurde es nun den Schülern freigestellt, sich beim Unterrichtenden jederzeit vom Religionsunterricht abzumelden.

Seit 17. Juli 1939 war Theobald Hoffmann (geb. 25. November 1908 in Gurahumora in der Bukowina, Studium von 1928 bis 1934 in Wien und Genf) Personalvikar von Senior Spanuth. Er war bereits seit 26. September 1937 als geistliche Hilfskraft in Leoben tätig. Mit 1. Oktober 1940 wurde er zum Militärdienst eingezogen. 1944 wurde er in der Nähe von Paris bei einem Verwundetentransport selbst schwer verletzt und nach zwei Jahren amerikanischer Kriegsgefangenschaft im Juni 1946 mit schweren Verwundungen an beiden Armen nach Leoben zurückgebracht.

Otto Bünker mit Familie

Am 17. April 1940 kam
Otto Bünker
(geb. 9. November 1916 in Eisentratten, Studium in Wien, Leipzig und Erlangen bis 1940) als geistliche Hilfskraft nach Leoben und wurde am 5. April 1942, aufgrund der Abwesenheit Hoffmanns, zweiter Pfarrer von Leoben. In seinen Erinnerungen berichtete er über die Besetzung des Pfarrgartens durch die Russen, den Todesmarsch ungarischer Juden nach Mauthausen und die Flüchtlinge in Leoben.

Obwohl Senior Spanuth drei seiner vier Söhne im Krieg verlor, blieb seine Verehrung für Hitler als „Gottes Wundermann“ stets ungebrochen.

Mit 31. Dezember 1945 legte Senior Spanuth sein Amt nieder und trat nach 40 Jahren als Pfarrer von Leoben und 27 Jahren als Senior in den Ruhestand, offiziell aus Gründen des Alters und der Gesundheit. In Wirklichkeit war das Verhältnis des Seniors zu seinen Amtskollegen in der letzten Zeit seines Wirkens bereits schwer belastet gewesen.

Senior Paul Spanuth starb am 27. August 1953 in Leoben und wurde hier auf dem Zentralfriedhof begraben.

Autoren: Mag. Peter Kneissl, Mag. Johannes Hülser, Dr. Alfred Moser und Mag. Hermann Miklas

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